Im Dezember wollten wir endlich die ersten Mannschaftssiege einfahren – doch da hatten der Wettergott (bzw. Petrus, Frosty the Snowman oder der von Menschen gemachte Klimawandel – oder wer auch immer dafür verantwortlich gemacht werden kann) offenbar etwas dagegen und ließ es am ersten Adventswochenende so kräftig schneien, das München und Umland mit nahezu sämtlichen Vekehrsmitteln im Schnee versanken. Der S-Bahn-Verkehr nach Kirchseeon war tagelang unterbrochen, die Schule fiel wegen Schnee und Eis aus, so dass wir nicht zuletzt in Sorge um die Gesundheit unserer nicht mehr so gut zu Fuß durch den Schnee stapfenden älteren Spieler vorsorglich eine Spielverlegung in den Februar beantragten. Der Gegner der 1. Mannschaft war damit einverstanden, kein Wunder, denn die Anfahrt zum TSV Solln 2 war ohnehin die längste und schwierigste der Saison. Zwar fuhren am Spieltag 7.12. zunächst die S-Bahnen wieder, doch der am gleichen Abend beginnende Lokführer-Streik hätte uns auf jeden Fall die Spielfreude und den Heimweg verdorben.
Auch das Heimspiel von Kirchseeon 2 gegen Forstenried 2 am 5.12. (sozusagen das Duell „von Forst zu Forst“, da Kirchseeon ja geographisch und historisch eng mit dem Ebersberger Forst verbunden ist) stand lange Zeit auf der Kippe, doch die Forstenrieder „Eiskönige“ hatten tatsächlich dem Schnee getrotzt und sich zu sechst bis nach Kirchseeon durchschlagen können (ob mit Hilfe von Schneepflügen oder Rentieren, ist nicht überliefert). Hingegen fielen bei uns wegen Schnee und Krankheit kurzfristig Rudi, Marie sowie Florian und Max Nießl aus, so dass in allerletzter Minute noch die letzten Reserven mobilisiert werden mussten. So kamen neben Bernhard Bettinger, Emil Kasims, Sonja Naumann und Wolfgang Gruber auch die in der Nachbarschaft wohnenden Jürgen Ströhmann und Branislav Bardon nach längerer Abstinenz vom Spielbetrieb unverhofft zu einem Comeback – Kompliment für den spontanen und mannschaftsdienlichen Einsatz , der sich auszahlte: Die vermeintliche Notbesetzung machte ihre Sache gut und erkämpfte gegen Forstenried 2 ein 3:3, der erste Mannschaftspunkt in der laufenden Saison!
Emil Kasims fuhr an Brett 3 einen souveränen Sieg ein und empfahl sich für künftige Einsätze in der ersten Mannschaft. Damit tröstete er auch Sonja über ihre Niederlage hinweg – sie war bereits in der Eröffnung vom Londoner System ihres Gegners überrollt worden (mit ein wenig Nachhilfe von unserer London-Spezialisten wie Stefans, Herbert und Thomas Beckers wird ihr das aber sicher künftig nicht mehr passieren), und konnte danach trotz Verteidigung mit allen Kräften nichts mehr herausholen. Wolfgang Gruber an Brett 6, der sein erstes Saisonspiel durch einen taktischen Fehler unglücklich verloren hatte, stand diesmal nach solider Eröffnung und präzisem Mittelspiel lange Zeit auf Gewinn. Erst im Bauernendspiel machte sich die größere Erfahrung seines Gegners bemerkbar, der dann die Partie noch zu seinen Gunsten entscheiden konnte.
Branislav leistete nach kreativer Eröffnungsbehandlung und zähem Mittelspiel seinem Gegner lange Zeit hartnäckigen Widerstand, bis dieser schließlich die Oberhand gewann und seinen Vorteil zum Sieg verwertete. Damit stand es 1:3 gegen uns, aber wir konnten guter Dinge sein, denn wir hatten ja noch unsere erfahrenen Trümpfe Bernhard und Jürgen, die an ihren Brettern 1 und 2 aufgrund der DWZ eindeutig favorisiert waren.
Doch während Jürgen seine Partie in aller Ruhe mit Geduld zum Gewinn führte, ging es bei Bernhard vogelwild zu: Erst überspielte er seinen jungen Gegner und erarbeitete sich eine beinahe schon gewonnene Stellung. Doch nach einer Ungenauigkeit von Bernhard konnte der Gegner plötzlich Damentausch erzwingen und in ein für ihn gewonnenes Endspiel abwickeln. In für uns bereits hoffnungsloser Stellung übersah der Forstenrieder dann aber überraschend ein einzügiges Matt, so dass Bernhard mit letzter Kraft doch noch die Partie gewinnen konnte! Wieder einmal zeigte sich: Schach kann spannender sein als ein Actionfilm, und Bernhard ist ein würdiger Bruce-Willis-Nachfolger („Stirb langsam“, „Last man standing“) – und außerdem natürlich mit zwei Siegen auch der bisher erfolgreichste Kirchseeoner Mannschaftsspieler der Saison 2023/24. In diesem Sinne: „Let it snow“ – damit im neuen Jahr, wenn der Schnee wieder weg ist, auch der Weg für die Aufholjagd der ersten Mannschaft frei wird und hoffentlich alles besser wird.